Tag 4 & 5 | Neues Ziel - Barcelona!
- Losgelöst
- 12. Nov. 2019
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Nov. 2019
Dienstag, 12.11.2019 bis Mittwoch, 13.11.2019 Lyon scheint eine recht hektische Stadt zu sein. Autos fahren kreuz und quer, die Ampeln werden beachtet. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Studenten heute gegen die prekäre Lage vieler Studierender in Frankreich demonstrieren und einige Straßen gesperrt sind. Bei dem Verkehrsaufkommen ist es kein Wunder, dass es zum Chaos kommt. Nachdem wir bei Constantin aufgewacht, unsere Sachen gepackt und gefrühstückt haben, schlendern wir nun durch die Stadt auf der Suche nach einem Café mit Wlan. Constantin hat in seiner Studentenbude nämlich keins und wir möchten gern unseren Familien- und Bekanntenkreis auf den neuesten Stand bringen. Wir landen in der Unibibliothek, aber hier ist das Internet noch schlechter als in jeder hintersten Kellerecke. Also geben wir nach einer Stunde wieder auf. Gestern Abend haben wir noch überlegt, wie lange wir in Lyon bleiben wollen. Wie lange wir generell in Frankreich bleiben wollen, bevor wir nach Spanien aufbrechen. Es gibt so viele schöne Ecken zu besichtigen, aber wir fühlen uns auch etwas in Zeitnot, weil die Saison für die Atlantiküberfahrten bereits begonnen hat. Kurzerhand haben wir über BlablaBus eine Fahrt von Lyon nach Barcelona gebucht, die heute Abend 23:55 Uhr stattfinden soll. Eine Nachtfahrt also. Einsteigen, einschlafen und morgen gegen 8 Uhr am Zielort aufwachen. Klingt verlockend. Eigentlich. Doch nun sitzen wir leicht frustriert in der Unibibliothek und lesen eine Email, die besagt, dass unser Bus voraussichtlich 240 (!) Minuten Verspätung haben wird. Wir müssen diese Zahl zweimal lesen, bis wir realisieren, dass damit 4 Stunden gemeint sind. Wir können entweder warten und ein Kaffee als Trost trinken und das Geld zurückerstattet bekommen, die ganze Fahrt kostenlos stornieren, oder die Fahrt umtauschen. Alles nicht gerade ideal. Wir rufen den Kundenservice an und fragen noch einmal nach. Und tatsächlich fährt noch ein Bus um 16:15 Uhr mit Umstieg in Marseille, der uns zuvor nicht in der App angezeigt wurde. Es ist bereits 13 Uhr. Wir entscheiden schnell: wir tauschen das Ticket. Packen unsere Sachen in der Bibliothek zusammen und laufen zu Constantins Wohnung, packen auch dort alles zusammen und machen uns auf den Weg zum Bahnhof.

Bei der ersten Fahrt lief alles glatt. Es sind wenige Leute im Bus, der Fahrer ist nett, spricht mit den Fahrgästen, macht seine Pausen,... Doch dann müssen wir 21:00 Uhr in Marseille umsteigen - in einen spanischen Bus mit spanischen Fahrer. Und von jetzt auf gleich müssen wir unsere mageren Französisch-Kenntnisse, an die wir uns schon so langsam gewöhnt hatten, gegen Spanisch eintauschen. Der Busfahrer redet erbarmungslos Spanisch in einem wahnsinnigen Tempo. Lukas ist das zum Glück gewohnt. Ich habe Spanisch dagegen bisher nur im 6 Wochen Spanisch-Crashkurs gehört. Auf schlecht gelaunte Busfahrer bin ich nicht vorbereitet!
Wir zeigen unsere Reisepässe und Tickets und schnell wird uns klar, dass etwas nichts stimmt. Der Fahrer findet Lukas' Namen nicht in der Liste. Ihm ist kalt und er hat sichtlich wenig Lust mit uns zu diskutieren, obwohl wir ihm die Tickets zeigen. Aber wir lassen nicht locker. Er scannt noch einmal die Tickets und plötzlich sehen wir Lukas' Namen. Doch leider ist er schon registriert. Der Busfahrer schiebt uns genervt zur Seite. Wir sollen warten, während er die Plätze im Bus überprüft.
Kurze Zeit später winkt er uns rein. Zeit zum Durchatmen! Backpacks sind im Laderaum, wir steigen ein und der Bus ist knackevoll. Ich laufe vornweg und ich bekomme ein ungutes Gefühl, als ich bereits bei Reihe 4 merke, dass der Bus zu voll ist und in den hinteren Reihen kein freier 2er Sitz in Sicht ist. Und tatsächlich, Reihe 10 ist besetzt. Von einer Frau mit Baby. Unangenehmer kanns kaum werden!
Wir versuchen trotzdem höflich und freundlich die Situation zu erklären. Zum Glück auf Englisch. Die Frau hat 4 Plätze gebucht und saß nur auf den falschen beiden. Uns ist es egal, wo wir sitzen, Hauptsache wir sitzen, sagen wir. Für uns ist es selbstverständlich, dass sie und das Baby sitzen bleiben können. Wir tauschen deshalb mit den Plätzen, auf denen ihr Mann und Vater sitzen. Immerhin: Wir sitzen!
Es ist 21:15 Uhr, der Bus setzt sich in Bewegung, obwohl andere Passagiere noch stehen. Ein reges Durcheinander. Vor uns eine Frau, die einen Doppelsitz reserviert hat und deshalb ein junges Mädel nicht neben sich setzen lassen möchte. Hinter uns ein Mann, dem übel zu sein scheint. Und vor uns liegen 8 h Fahrt durch die Nacht.
Irgendwann sitzen alle, der Bus fährt. So weit, so gut.
23 Uhr: Eigentlich wollten wir im Bus schlafen, doch durch die Aufregung beim Umstieg sind wir mittlerweile hellwach.
0:00 Uhr: Wir können nicht schlafen. Übergibt sich der eine wirklich oder niest er nur komisch?
1:00 Uhr: wir kommen an der französisch-spanischen Grenze an. Der Bus muss auf der französischen Seite wegen einer Grenzkontrolle anhalten. Alle Insassen müssen ihre Reisepässe vorzeigen. Bei 3 Leuten gibt's Probleme. Knapp 45 min stehen wir.
2:00 Uhr: der Bus fährt über die Grenze. Auf der spanischen Seite muss der Bus nach 5 Minuten wieder anhalten. Wieder Grenzkontrolle. Wieder muss jeder einzelne Fahrgast seinen Reisepass zeigen. Dieses Mal gibt's bei 5 Leuten Probleme. Wir dürfen nicht weiter fahren.
3:00 Uhr: Wir rollen! Es geht endlich weiter! Eigentlich freuen wir uns ein wenig über die Verspätung, weil wir so erst gegen 7/8 Uhr in Barcelona ankommen werden. In unseren Augen eine angenehmere Zeit als 5:30 Uhr. Das sieht der Busfahrer aber scheinbar nicht so, denn er drückt nun aufs Gaspedal, um die verlorene Zeit aufzuholen.
4:00 Uhr: Wir nicken endlich ein, wachen aber immer wieder von den scharfen Bremsungen des Busfahrers auf, die er bei den einzelnen Mautstationen machen muss. Manchmal fährt er in die falsche Spur ein und muss mitten auf der Autobahn den Rückwärtsgang einlegen.
5:00 Uhr: Ist das etwas schon Barcelona? Um 5:30 Uhr rollen wir in den Busbahnhof von Barcelona ein. Der Busfahrer hat seit der Grenzkontrollen keine Pause mehr gemacht, hätte beinahe noch einen LKW berührt und so schnell, wie wir in den Busbahnhof eingefahren sind, so schnell ist der Busfahrer auch wieder rausgefahren. Da mussten wir uns beeilen, unsere Sachen rechtzeitig aus dem Bus zu bringen.

Was für eine Fahrt! Erleichtert laufen wir durch den Bahnhof und durch die Straßen von Barcelona.
Alles ist ruhig. Alles ist friedlich.
Nach ca. 30 Minuten kommen wir im Hostel an. Wir haben uns für das Pars Tailors Hostel entschieden (sehr gute Wahl!). Uns ist klar, dass wir noch nicht einchecken können, aber immerhin können wir die Backpacks da lassen.
Das erste Café in der Nähe öffnet um 7 Uhr. Wir gönnen uns Café con leche und Croissant und versuchen uns irgendwie wach zu halten.
Danach laufen wir weiter durch die Straßen von Barcelona, das langsam zum Leben erwacht. Wir gehen zum Hafen, schauen uns die Schiffe an und fragen uns, wie das Schiff wohl aussehen wird, das uns mit nach Südamerika nehmen wird.

14 Uhr dürfen wir aufs Zimmer. Wir gehen duschen, kochen uns Nudeln, um unser Kaloriendefizit aufzufüllen und genießen ein Bier, das wir vom Hostel zur Begrüßung geschenkt bekommen hatten.

Gegen 20 Uhr fallen wir einfach nur noch ins Bett in unserem 6er-Zimmer. Wann die übrigen Mitbewohner schlafen gegangen sind, haben wir schon nicht mehr mitbekommen.
Anmerkung: Wir sind froh, sicher in Barcelona angekommen zu sein. Grundsätzlich können wir BlaBlaBus empfehlen, denn bisher haben wir immer positive Erfahrungen gesammelt. Das war das erste Mal, bei dem wir uns während der Fahrt nicht sicher gefühlt haben, was aber die Ausnahme war.
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