Natürlich gutes Bier - Kehrwieder Kreativbrauerei
- Losgelöst
- 26. Juni 2020
- 3 Min. Lesezeit
Wir lieben Bier! Vor allem eine bunte Biervielfalt mit einzigartigen Kreationen. Und wir lieben Nachhaltigkeit. Auf unserer Reise stellen wir uns deshalb häufiger die Frage: Geht Bier eigentlich auch nachhaltig?
Wir wollen der Frage auf den Grund gehen und besuchen eine der bekanntesten und beliebtesten Craft-Bier-Brauereien Deutschlands: die Kehrwieder-Kreativbrauerei.
Wir treffen Julia und Oliver Wesseloh im Süden von Hamburg und erörtern gemeinsam, wo die Chancen und Herausforderungen von nachhaltigerem Bier liegen - von der Produktion bis hin zum Verkauf.

Was hat es mit der Kehrwieder-Kreativbrauerei auf sich?
Julia und Oliver wollen mit ihrer Brauerei dem traditionellen Handwerksberuf neues Leben einhauchen. Die beiden hinterfragen gerne, was wirklich dran ist an den unverrückbaren Brautraditionen und sind bereit, etwas Neues auszuprobieren und anders zu machen. Ein Andersdenken, das belohnt wird. Denn ihr Bier ist preisgekrönt. Viele Medaillen für die Biervielfalt, ob vom fruchtig leichten Bier bis hin zum stärkeren Nachtischbier mit schololadigem Geschmack. Die beiden führen laut dem Falstaff Online-Voting die beliebteste Kleinbrauerei Hamburgs 2020.
Aus welcher Idee ist das Projekt entstanden? Und wann?
Olli wusste schon früh, dass er Brauer werden möchte. Für ihn ist es kein Beruf, sondern eine Berufung. Er studierte Brautechnik in Berlin und arbeitete danach u.a. in der Karibik und in Miami für Brauereien. Vermutlich hat er dort die Inspiration für seine exotischen Eigenkreationen gefunden. Zurück in Deutschland gründete er 2014 die Kleinbrauerei im Süden Hamburgs, um dem Lieblingsgetränk der Deutschen eine neue Definition zu geben.

Was macht das Projekt so besonders?
Olli liebt, was er tut und das spürt man auch - jedes Bier hat eine Geschichte, die er mit Leidenschaft und Hingabe vor dem Probieren erzählt. Er ist Weltmeister der Bier Sommeliers und hat das weltweit erste alkoholfreie obergärige Craft-Bier kreiert, das die Goldmedaille beim European Beer Star erhielt: das IPA mit dem Namen "ü.NN" (über Normal Null).
So viel Wissen aus jahrelanger Erfahrung soll auch weitergegeben werden. Deshalb bildet die Brauerei eigene Azubis aus. Vor wenigen Jahren gab es auf diese Weise den ersten Brauergesellen seit mehr als 70 Jahren, der in einem Hamburger Handwerksbetrieb ausgebildet wurde.
Was macht das Projekt nachhaltig?
Julia und Olli wollen so umweltschonend wie möglichen arbeiten, aber auch leben. Privat achten die beiden z.B. auf einen plastikarmen Alltag. Das ist etwas, dass sie auch gern in die Brauerei integrieren möchten.
Bei einem Unternehmen steht zwar die Wirtschaftlichkeit an erster Stelle. Dennoch können die beiden einige umweltschonendere Maßnahmen umsetzen:
👉 Der Nachhaltigkeitsaspekt fängt damit an, dass bei der Gründung keine neuen Tanks für den Brauprozess gekauft, sondern ausrangierte Molkereibehälter für den Einsatz in der Brauerei umfunktioniert wurden. Upcycling pur!
👉 Bei der Auswahl der Flaschen haben sich die beiden bewusst für Braunglasflaschen entschieden. Diese sind zwar vom Design nicht super außergewöhnlich, im deutschen Pfandsystem allerdings am häufigsten zu finden. Dies hat den großen Vorteil, dass die Flaschen perfekt ins Mehrwegsystem integriert sind und somit überall auch von anderen Brauereien genutzt werden können.
👉 Im Jahr 2019 wurden die Pappkartons durch stabile Mehrwegrahmen für den Verkauf ersetzt, die nun auch einiges an Verpackungsmüll einsparen.
👉 Bei Veranstaltungen kommen nur Mehrwegbecher zum Einsatz.
👉 Wenn möglich kommen (lokale) Bio-Rohstoffe beim Brauprozess zum Einsatz.
👉 Für den Antrieb der Maschinen wird Ökostrom von Green Peace Energy bezogen.
👉 Die Dienstfahrten werden mit einem Hybridauto absolviert.
Für diese Maßnahmen wurden die beiden von der Umweltpartnerschaft Hamburg als "Weiterdenker" ausgezeichnet. Mit dieser Auszeichnung werden freiwillig betriebene Maßnahmen zum Umweltschutz gefördert, die über die gesetzliche Pflicht hinausgehen. Die Kehrwieder-Kreativbrauerei hält somit eine Vorbildfunktion inne.

Gibt es Herausforderungen bei der Umsetzung?
Bei dem Versuch, so umweltschonend wie möglich zu handeln, steht eine Sache herausfordernd gegenüber: die Wirtschaftlichkeit.
Das Team der Brauerei denkt ständig über Verbesserungen hinsichtlich der verpackungsarmen Umsetzung nach. So standen bereits Flaschen mit einem Plopp-Verschluss anstelle der klassischen Kronkorken zur Debatte. Doch auch hier treffen zwei Dinge aufeinander: Plastikarmut vs. Hygiene-Richtlinien. Denn die Reiniging der Verschlüsse ist sehr aufwändig.
Auch gibt es (noch) keine wirtschaftlich günstigen Alternativen zur Plastikfolie, die die Paletten für den Versand zusammenhält.
In einer Idealwelt würden wohl nur bio-qualifizierte Rohstoffe sowie eine Mehrweg-Verpackung verwendet werden. Außerdem würde nur eine lokale Belieferung erfolgen. Das ist jedoch kaum umsetzbar. Denn bei dem breit gefächerten Sortiment der Kreativbrauerei können nicht immer Bio-Rohstoffe zum Einsatz kommen, die in der Region angebaut werden.
Was wünscht sich die Brauerei für die Zukunft?
Das Team von Kehrwieder braut aktuell knapp 2.000 Hektoliter (200.000 Liter) pro Jahr. Julia
und Olli möchten ihre Brauerei gern vergrößern und einen eigenen Ausschank an der Brauerei ergänzen. So könnte nicht nur produziert werden, sondern auch der Wunsch von Brauerei-Führungen und Verkostungen in Erfüllung gehen.

Ihr habt nun Lust auf Craft-Bier oder möchtet mehr über die Kehrwieder-Kreativbrauerei erfahren?
Schaut bei euren lokalen Verkaufsstellen vorbei, die Craft-Biere anbieten und startet eure Genussreise mit den Bieren "Protoptyp" oder "Dominica" von Kehrwieder.
Hier findet ihr nähere Information zur Brauerei: Website: https://www.kehrwieder.beer/
Solltet ihr mal in Hamburg sein oder über das Bier stolpern, können wir einen Versuch nur wärmstens empfehlen!
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