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Tag 26-44 | 17 Tage und 22h auf dem Atlantik - unsere Überfahrt

  • Autorenbild: Losgelöst
    Losgelöst
  • 14. Jan. 2020
  • 20 Min. Lesezeit

Tag 26, 04.12.2019 bis Tag 44, 22.12.2019 | Atlantischer Ozean


Info: Ich werde alles so schildern, wie es passiert ist. 3 Wochen auf dem Boot in einer Zusammenfassung mit allen Höhen und Tiefen warten nachfolgend darauf gelesen zu werden.  Nehmt euch also ein wenig Zeit und macht euch einen Fencheltee, falls ihr einen empfindlichen Magen habt. ;)


Nachdem wir von Ron und Jürg eine positive Rückmeldung erhalten und auch wir den beiden zugesagt hatten, ging es an die Vorbereitungen für die Überfahrt. Es mussten noch einige Reparaturen an dem Boot gemacht werden, wir brauchten noch eine Sicherheitsweste für Lukas (ich habe die von Rons Frau ausleihen können) und das Spannendste: der Lebensmitteleinkauf! 


"Packt ein, was euch mundet und wonach es euch gelüstet."

Am Tag nach unserer Zusage stiefeln wir also mit Jürg zum Supermarkt. Das Praktische daran: hier kann man sich alles direkt ans Boot liefern lassen. Als wir vor den Einkaufswagen stehen, überlegen wir: wie viele Wagen brauchen wir? 3 oder lieber doch gleich 5? Wir beginnen mit 3. Jürg verkündet: "Packt ein, was euch mundet und wonach es euch gelüstet." Lukas und ich sind unsicher. Alles, wonach es uns gelüstet? Und schon fallen die ersten Packungen Kekse von Jürg in den Einkaufswagen. Natürlich stehen die Regale mit den Süßigkeiten direkt hinter dem Eingang - nicht gerade unsere Lieblingsabteilung. “Mögt ihr so was?” fragt Jürg und hält eine Packung Cookies hoch.

Wir zögern. Normalerweise schauen wir bei den Einkäufen immer auf die Inhaltsstoffe. Jürg spürt unsere Unsicherheit. “Schaut nicht darauf, ob es gesund ist oder nicht. Geht nur danach, wonach euch gelüstet oder gelüsten könnte. Seelenfutter ist die wichtigste Zutat bei solch einer Reise. Ihr wollt nicht, dass ihr Lust auf Schoki bekommt und dann ist keine an Bord.” Weitere 5 Packungen Kekse und allerlei Gebäck fallen in den ersten Wagen. Naja, ein paar Kekse sind bestimmt nicht verkehrt… Nach wenigen Minuten ist ein Viertel des ersten Wagens gefüllt.


Beim nächsten Regal sind wir weiterhin vorsichtig, wenn nicht gar verkrampft. Wir hatten angenommen, dass wir die nächsten Wochen von Reis und Bohnen leben, generell wenig essen werden und nun stehen wir hier mit Jürg und füllen den ersten Wagen mit Süßwaren. Nach dem Keksregal kommen die Cerealien. “Wir lieben Haferflocken” rufen wir, überzeugt davon, auf dem Boot jeden Morgen Porridge zu kochen (nichts ahnend, dass wir an Bord nur ein einziges Mal Porridge essen werden).


Eine halbe Stunde später ist der Wagen mit unzähligen Packungen Keksen, 14 Tafeln Schoki, 4 kg Haferflocken, 6 Packungen Chips und 10 kleinen Packungen Kaffee gefüllt. Ich habe noch nie jemanden so von Bord gehen sehen” witzelt Jürg und zieht die Wangen ein, um etwas abgemagert auszusehen.


Und nun tut mir den Gefallen und denkt nicht zu viel nach, sondern genießt den Einkauf!

Es scheint, als könnte er Gedanken lesen. Denn tatsächlich waren wir uns so langsam aber sicher unsicher, wohin das führt – oder genauer gesagt, bei welcher Geldsumme wir am Ende landen werden. 

Das Geld spielt heute keine Rolle. Stellt euch vor, ihr habt Lust auf Schoki und ihr könnt keine essen, weil ihr jetzt zu geizig seid. Also los – dunkle oder Vollmilchschoki?” drängt Jürg. “Na wenn das so ist, dann beides!” grinse ich. Bei Schoki werde ich einfach schwach. Wie viele sollen wir insgesamt mitnehmen? Meine Rechnung: bei drei Wochen Fahrt haben wir mit 12 Tafeln 4 Tafeln pro Woche, also eine Tafel für jeden pro Woche. “Klingt gut.” grinst Jürg und fügt augenzwinkernd noch 2 extra Tafeln hinzu. 

Wir versuchen, seine Worte zu beherzigen und mit jeder Minute wird es besser. Nach 3 Stunden waren wir an der Kasse. Wir hatten allerlei eingekauft: Trockenfüchte, Nüsse, Brot, einen ganzen Einkaufswagen voll mit frischen Früchten und Gemüse. Papayas, Mangos, Ananas, Bananen, Äpfeln, Orangen, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Zucchini, Tomaten, Kohl, Sellerie,… 


Einen zweiten Einkaufswagen mit lokalen Käse- und Fleischspezialitäten, vor allem 700 g Chorizo, Butter, Kokosöl, Erdnussmus und ein paar Gemüse-und Obstkonserven, für den Fall, dass die frischen Sachen nicht bis zum Ende reichen.


Was noch: 3 kg Reis, 4 kg Nudeln, 1 kg Quinoa, 1 kg Couscous, 1 kg Polenta, 3 kg Linsen, 60 Eier, 8 Packungen Pumpernickel, 14 Liter Cola (für die seekranken Magen versteht sich), und zwei Paletten Dosen Bier. Nach und nach sieht es immer mehr nach einem kulinarischen Urlaub aus, denn Jürg schwärmt von den Gerichten, die er unterwegs kochen möchte. 

An der Kasse bestellen wir noch 250 Liter Wasser in 5 Liter Behältern und verstauen den Einkauf in Transportkisten. Noch am selben Abend wird alles geliefert und das ganze Boot ist voller Einkaufstüten und Wasserkanister. 

Deshalb verbringen wir auch den Abend damit, Ordnung ins Chaos zu bringen und alles in den Regalen und Fächern zu verstauen. Danach holen wir unsere Backpacks und ziehen offiziell aufs Boot.

Für alle neugierigen Nasen: wir haben unerwartet wenig Geld beim Einkauf gelassen. 600 Euro sind es geworden, durch 4 Personen ist es also überschaubar, was uns sehr beruhigt. 

Denn wir fahren bei Ron mit und zahlen einen Beitrag. 1.200 Euro klingen erst einmal viel. Aber nach einem Gespräch mit Jürg sahen wir es gelassener: wir dürfen auf einer teuren Segelyacht mitfahren und wir dürfen alles nutzen. Wir beziehen eine Art Unterkunft für fast einen Monat. Keine Beteiligung zu erwarten ist schon ein wenig unrealistisch. Wir finden, er hat Recht. Wir haben mal gelesen, dass das Geld fließen möchte, erst dann kann es zu einem zurückkehren. Geld ist nicht dafür da, um irgendwann mal ausgegeben zu werden. Wir wissen ja nicht einmal, ob wir irgendwann noch leben. Also wieso nicht jetzt ausgeben und leben und darauf vertrauen, dass das Geld schon zu uns zurück kommen wird?


Den Dienstag, 3.12. verbringen wir damit, die letzten Reparaturen zu erledigen, das Boot mit Süßwasser abzuspülen und so von Salzablagerungen zu befreien. Wir machen sogar eine kleine Testfahrt zur Tankstelle und üben so einige Ablege- und Anlegemanöver mit dem Boot, was super funktioniert. 


Fotos: Das ist das Schmuckstück, auf dem wir die nächsten Wochen verbringen werden. Wir richten uns ein, machen das Boot startklar und überprüfen abends noch einmal die Windverhältnisse via App. Die Winde stehen gut - wir können abfahren!


Foto: Jürg und Sandra reinigen das Boot mit Süßwasser, um die Salzablagerungen zu entfernen.



Den Abend über sind wir in der Sailors Bar, laden uns Hörbücher herunter, schreiben unseren Familien und Freunden und tippen noch die letzten Blogeinträge, bevor wir uns von der digitalen Welt, aber auch unseren neu gewonnenen Freunden im Hafen verabschieden.

Foto: Rick aus den Niederlanden haben wir in La Línea de la Concepción kennen gelernt. Nachdem wir in Las Palmas angekommen sind, hat auch er zwei Tage später seinen Weg auf die Kanaren gefunden.


Gemeinsam stoßen wir auf eine gute Überfahrt an und legen uns gegen 23 Uhr ins Bett mit dem Wissen, dass das die letzte Nacht im ruhigen Gewässer und nach dem Aufwachen am nächsten Morgen alles anders sein wird.  Wir wussten, dass es ein gigantisches Abenteuer wird. Und doch haben wir es vollkommen anders eingeschätzt. 


Am 04.12.2019 gegen 12:00 Uhr verlassen wir den Hafen in Las Palmas mit klopfenden Herzen.

Das Witzige ist, dass man sich als Laie vorstellt, dass das Wasser auf offener See genauso ist wie im ruhigen Hafenbecken. Spiegelglatte Wasseroberfläche und gelegentlich mal eine Welle. So schlimm wird das schon mit der Seekrankheit nicht sein. Und angeblich soll es nach 2-3 Tagen bei jedem besser werden. “Egal, wie schlimm es wird, nach spätestens 3 Tagen wird es besser!” haben alle gesagt, mit denen wir in den letzten Tagen ins Gespräch gekommen sind. 


Alle, die schon einmal gesegelt sind: ihr lächelt nun zurecht. Natürlich ist es nicht so und man redet sich einfach nur gut zu. Kaum lassen wir den behüteten Hafen hinter uns, kommen die Wellen. Erbarmungslos heißen sie uns willkommen. "Das schaukelt aber schon ganz schön heftig.”, denke ich und weiß gar nicht so recht, wo und wie ich mich festhalten soll. 


Sandra, geh mal hinters Steuer!” ruft Ron, scheinbar konnte man mir meine Gedanken ansehen. Na gut, ein wenig Ablenkung kann nicht schaden. “Und was muss ich jetzt machen?”, frage ich, unsicher, wohin mit meinen Händen und Füßen. Stehen oder sitzen? Beide Hände ans Steuer? Keine gute Idee, wie mich kurz darauf die nächste Welle belehrt. Also nur eine Hand ans Steuer und mit der anderen irgendwo festhalten, damit man auf Kurs bleibt. So stehe ich nun da, völlig angespannt mit dem Fokus, das Steuer nicht loszulassen und das Gleichgewicht zu verlieren. Nebenbei versuche ich, den Kurs zu halten und die Wellen zu spüren, wie mir empfohlen wurde. Denn angeblich steuert man so das Boot.


Arbeite mit den Wellen, fühle sie und richte das Steuer danach aus.” Aha. Wellen fühlen. Doch das Einzige, was ich fühle, ist ein unwohles Gefühl in der Magengegend. Doch irgendwie klappt es dann doch ganz gut mit dem Steuern, ohne zu wissen, wie genau ich es mache. Aber in den nächsten Wochen hat Logik sowieso nichts zu melden, wie ich später feststellen werde. 


Nach einiger Zeit muss ich mich setzen. Zu überfordert bin ich mit der Gesamtsituation. Das unruhige Wasser, das einen kontinuierlich hin- und herschaukelt, der ständige Versuch des eigenen Körpers, irgendwie das Gleichgewicht zu halten und die aufkommende Seekrankheit – das alles strengt ziemlich an. Scheinbar helfen auch die Tabletten nicht, denn mir ist richtig übel und ich werde trotz Koffeingehalt der Tabletten sehr müde. “Das Wichtigste ist, in den ersten zwei Tagen die Tabletten regelmäßig einzunehmen und nach der ersten Tablette nicht einzuschlafen. Auf diese Weise gewöhnt man sich schneller an den Wellengang!” Bloß nicht einschlafen, denke ich mir noch, als mir schon die Augen zufallen und ich vor Erschöpfung im Sitzen einschlafe. 


Foto: Es geht los! Wir lassen Las Palmas hinter uns.



Man wird auf See auf eine harte Probe gestellt. Alles bewegt sich und schaukelt. Das ist eine Belastung für den Körper, weil er mit etwas ihm Unbekannten konfrontiert wird. Die verschiedenen Sinneseindrücke stehen im Konflikt. Der Körper fühlt, dass sich alles bewegt und dass auch er selbst andauernd in Bewegung ist, obwohl die Gegenstände an Bord und alles andere gerade erscheinen. Vor allem unter Deck sieht alles stabil aus, man spürt nur den Druck der Wellen und des sich bewegenden Bootes am eigenen Leib. Der Körper kommt mit der Verarbeitung nicht mehr hinterher und denkt, man sei krank. Gegen diese Krankheit versucht er mit Übelkeit anzukämpfen, was zum Erbrechen führen kann. Alles Schlechte wird so auf diese Weise aus dem Körper gespült, nur dass es eben danach nicht besser ist. 


Eine Hilfe ist, sich an Deck aufzuhalten und die Augen auf den Horizont zu richten. Das hilft dem Gehirn, die optischen und gefühlten Eindrücke wieder in Einklang zu bringen. So kann man wenigstens sehen, dass sich die Wellen und das Boot bewegen. Schwierig wird es nur, wenn die Wellen so hoch sind, dass man den Horizont manchmal nicht mehr sehen kann. Besonders interessant ist es auch nachts, wenn der Himmel und das Wasser scheinbar verschmelzen und die Horizontlinie kaum noch sichtbar ist. Dann hilft nur noch der Blick in die Sterne. 


Der zweite Tag verläuft wie der erste: Lukas und ich blühen vollkommen in der Seekrankheit auf, wir sind kaum zu etwas fähig und liegen nur auf Deck. Selbst die Nacht verbringt Lukas an Deck, weil es unter Deck unerträglich ist. Jürg und Ron übernehmen das Kochen und öffnen uns auch die Seeventile auf dem Klo, wenn einer von uns beiden mal auf Toilette muss. Überwiegend für mich, weil die Herren sich an die Reling stellen, mit einer Hand festhalten und so über die Reling pinkeln können. Mir bleibt dabei immer nur ein neidischer Blick zur anderen Seite und die Frage, wie man das als Frau schaffen könnte. (So viel sei gesagt: es geht, ich habe es insgesamt zweimal gemacht. Am besten entkleidet man sich dafür aber untenrum komplett, hängt sich irgendwie halb hockend über die Reling und versucht, den Beckenboden zu entspannen. Bei 3m Wellengang kann man dann aber nicht durchweg pullern, sondern immer nur periodisch mit der Welle… Mit dem vorherigen Anziehen der Sicherheitsweste ist das alles sehr kompliziert, zeitintensiv und beim ersten Mal auch komisch, weil man aus Sicherheitsgründen auch unter Beobachtung steht. Der quälende Gang zur Toilette ist da doch erträglicher.) 


Abends gibt’s das erste Reiern: Lukas und Ron können sich endlich übergeben. Und das trotz Tabletten. Danach geht’s beiden besser – befreiter und mit weniger Druck auf dem Magen. Ich dagegen kann es nicht, bei mir bleibt es bei der bloßen Übelkeit. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass es morgen besser sein wird. Denn morgen ist ja der dritte Tag und alle haben mir gesagt, dass es nach spätestens drei Tagen besser wird. 


Der dritte Tag bleibt ruhig. Aufgrund der Seekrankheit ist es recht ruhig an Bord. Das Highlight: wir sehen ein Containerschiff. Die Stunden ziehen an uns vorbei, es bleibt bei unserer Übelkeit. 


Am vierten Tag habe ich mein erstes Tief: die Übelkeit wird nicht besser und ich habe das Gefühl, dass die Tabletten nicht helfen. Habe ich sie anfangs noch süchtig und penibel alle 4 Stunden genommen, lasse ich sie heute aus. Denn ich habe Kopfschmerzen, ich fühle mich betäubt und ich bin den Tränen nah. Sehnsüchtig schaue ich in den Himmel und frage mich, wieso es nicht besser wird. Wir sind mittlerweile ca. 72 h auf dem Wasser. Ich fange an zu weinen und kann mich danach oh Wunder das erste Mal übergeben. Danach fühle ich mich etwas besser. Der Druck im Bauch ist verschwunden und auch der Kopf wirkt klar – zumindest für die nächste Stunde. Danach geht es wie gehabt weiter. Ich versuche es mit dem Mittel gegen Übelkeit, das Ron nimmt. Es soll den Gleichgewichtssinn lahm legen. Das schafft ein wenig Abhilfe, angeblich für die nächsten 3 Tage.  Nur sind die Nebenwirkungen bei mir recht stark ausgeprägt. Ich fühle mich wie betäubt, spüre mich selbst kaum noch, nur die Übelkeit ist da. 


Jürg ist sehr erfahren mit Seekrankheit und braucht als Einziger von uns keine Tabletten. Er versucht mich aufzumuntern. “Das mit der Seekrankheit ist so eine Sache. Der Mensch versucht ständig, alles unter Kontrolle zu haben. Selbst in einem solch kleinen Boot auf See versucht er, die Natur zu kontrollieren. Deshalb wird er seekrank. Denn er versucht, etwas zu bekämpfen, was er nicht bekämpfen kann. Dabei versteht er nicht, dass er sich nur übergibt, weil er nicht loslassen kann. Gib die Kontrolle auf, lass deinen Magen und Kopf entspannen. Es ist okay, sich nicht gut zu fühlen. Es darf sein. Nur wenn du akzeptierst, wie es ist, kann sich dein Magen entspannen. Kämpfe nicht gegen die Wellen, sondern werde eins mit ihnen. Stell dir vor, du bist ein Gummiball und kannst dich ganz elastisch von den Wellen verformen lassen, ohne umzufallen. Das macht es erträglicher.


Zum Abschluss fügt er noch hinzu:

Ihr seid zwei mutige Seelen, die auf dem Weg nach Hause sind.

Es ist eines dieser Gespräche voller Weisheiten, von denen es in den nächsten Wochen noch einige geben wird. Später am Abend, weil es mir trotz der Versuche, die Kontrolle aufzugeben nicht besser geht, sagt er mir noch: Sobald dir bewusst wird, dass die vermeintlichen Hindernisse im Außen nur deine inneren Konflikte widerspiegeln, wirst du tief verborgene Wunden sehen, die heilen wollen. Erst, wenn du diese Wunden heilst, bist du bereit für die Wunder, die bereits auf dich warten.

Foto: Ein typisches Bild - der Atlantik mit seinen immensen Wassermassen, die uns umgeben. Tagelang sehen wir nichts anderes.



Der 5. Tag hält einige positive Überraschungen bereit: denn wir waschen uns zum ersten Mal! Richtig gelesen, die ersten Tage konnten wir uns aufgrund der Seekrankheit kaum bewegen, von Duschen mal ganz abgesehen. Auch wenn wir unter Deck in beiden Badezimmern duschen könnten, sparen wir uns unser Süßwasser und kommen erstmals in den Genuss einer Atlantik-Dusche, liebevoll auch “Eimern” genannt. Es wird zur liebsten Beschäftigung auf dem Boot.


Also raus aus den Klamotten, nackt ans Heck setzen und mit einem Eimer Salzwasser auffangen und sich über den Kopf schütten. Und das ein paar Mal, danach kommt die Seife. Wir haben uns in Las Palmas eine Packung Flüssigseife gekauft, die speziell für Meerwasser geeignet und somit umweltverträglich ist. Bei einem stolzen Preis von 13 Euro muss eine Packung für alle vier Personen für die gesamte Fahrt reichen. Nach dem Einseifen folgt dann wieder das Eimern mit Salzwasser und zum Abschluss gibt’s ein kurzes Abspülen mit dem Süßwasserschlauch.


Solch eine Atlantik-Dusche belebt und macht den Kopf wieder frei. Wir fühlen uns vollkommen erfrischt und sauber…und frei. Oder wie es Jürg ausgedrückt hat: “Wir dürfen in der schönsten Badewanne der Welt baden!” Bei 25 Grad Wassertemperatur stimmen wir da gern zu. 

Nachmittags gibt es dann das nächste Highlight, als unsere Schleppangel tatsächlich anfängt zu zappeln. Wir haben einen Fisch an der Angel! Nach einem kurzen Duell zwischen Ron und dem Fang gelingt es uns, einen ca. 70 cm großen Mahi Mahi an Deck zu ziehen. 3 h später gibt es dann ein Festmahl: Fisch aus dem Ofen, mit Zitrone, Knoblauch und Zwiebeln mariniert und mit Reis serviert. Wir danken Neptun für dieses Geschenk und genießen diese Mahlzeit. Scheinbar haben unsere bisherigen Opfergaben geholfen (sämtliche Bioabfälle werden über Bord geworfen).





Zu allem Überfluss sehen wir noch 2 Containerschiffe. Auch wenn es nicht sonderlich spektakulär klingt, war es für uns wie ein Kinofilm, denn sonst sehen wir den ganzen Tag nur Wasser und Himmel. Oder ein Vögelchen, wie es zum ersten Mal am 6. Tag passiert. Diese Momente genießen wir besonders gern, weil es manchmal die einzige Abwechslung während des gesamten Tages ist. Wir versuchen, den Vogel zu beschreiben, seine Farben, seine Größe, etc. Und verfolgen seinen Flug, bis wir ihn nicht mehr sehen. 

Foto: Manchmal sehen wir auch einen Regenbogen, der uns allerdings auf einen kommenden Regenschauer aufmerksam macht.



An diesem Abend steht noch eine Entscheidung bevor: Machen wir Halt auf den Kap Verden? Eigentlich ist geplant, auf dem Weg nach Barbados keinen Zwischenstopp einzulegen. Die Kap Verden wären aber eine Notfalllösung, falls meine Seekrankheit nicht besser wird und ich lieber das Projekt “Atlantik-Überfahrt” abbrechen möchte.


Während sich Lukas von Tag zu Tag immer besser und lebendiger fühlt, hat sich mein Zustand noch nicht verbessert. Das Medikament von Ron hilft ein wenig, aber ich habe das Gefühl, dass mein Kopf jeden Moment zerspringt. Ich nehme noch eine Tablette von Jürg, dann habe ich alle an Bord vorhandenen Medikamente ausprobiert. Doch diese hat die gleichen Nebenwirkungen wie die anderen. Ich bin kaum ansprechbar, schlafe fast den ganzen Tag und fühle mich elendig. Ich kann kaum meinen Teller und Löffel halten, geschweige denn etwas essen. Und trotzdem möchte ich, dass wir weiter fahren, anstatt Halt auf den Kap Verden zu machen. Kein Millimeter meines Körper möchte aufgeben. 

So sei es. Nach anfänglichem Kurs Richtung Süden ändern wir nun den Kurs Richtung Westen und fahren endlich im Passatwind. Die hohen Wellen und die unruhige See bleiben, aber das Navigationsgerät berechnet, dass wir in 13 Tagen da sein werden. Also eine Gesamtzeit von nur 19 Tagen. Die anderen glauben nicht daran, immerhin haben wir 22-25 Tage eingeplant. Und doch fange ich in diesem Moment an, daran zu glauben, dass wir in 13 Tagen ankommen werden. Ein Drittel der Strecke haben wir also schon geschafft. Das gibt mir neue Hoffnung, wenn auch nur für kurze Zeit. 





Denn der 7. Tag soll noch besonders lehrreich für mich werden. Die letzten Tage habe ich versucht, alle Gerichte mit den anderen zu essen, nur in kleineren Mengen und sehr langsam. Immer mit Bedacht auf meine Übelkeit, die mich nun schon seit einer Woche begleitet.


Sobald sich mein Magen verkrampft, höre ich auf zu essen und versuche stattdessen, mich zu entspannen. Bisher funktioniert das ganz gut. Trotzdem geht es mir alles andere als gut. Das wird auch nicht besser, als es abends Linseneintopf gibt und mir schon vom Anblick schlecht wird. Ich versuche trotzdem, etwas zu essen. Nach der Hälfte breche ich ab, zu sehr verkrampft mein Magen. Ich schaffe es nicht, ihn zu entspannen und muss mich übergeben. Damit ich wenigstens etwas im Magen habe, machen die anderen mir einen Tee. Ich trinke ihn, aber auch ihn vertrage ich nicht. Erneut hänge ich über der Reling, bei 3 m hohen Wellen.

Die Wellen beruhigen sich ebenso wenig wie meine Übelkeit, denke ich noch, als mir plötzlich alles zu viel wird. Ich weine bitterlich und fange an, in die Wellen zu schreien. Warum hört es nicht auf? Warum wird es nicht besser? Seit 7 Tagen bin ich auf diesem Boot und kann nicht mehr machen, als mich darauf zu konzentrieren, den anderen nicht noch mehr zur Last zu fallen und mein Essen in mir zu behalten. So kann es doch nicht weiter gehen. Ich möchte den anderen eine Hilfe sein, die Arbeit mit ihnen teilen und positiv bleiben. Doch stattdessen fühle ich mich furchtbar schlecht, schwach und weiß nicht weiter. “Es tut mir so schrecklich leid!” schreie ich weinend aus mir heraus, während mich Lukas festhält, damit ich bei dem Wellengang nicht über Bord gehe.


Diese Nacht schlafe ich das erste Mal an Deck. Vor dem Einschlafen starre ich in den Sternenhimmel. Ich habe das Gefühl, dass mich die See gebrochen hat. Als würde ich jegliche Kontrolle aufgeben. Mir wird alles egal. Ich kann an nichts mehr denken. Ich fühle mich taub und leer und starre einfach in den Sternenhimmel. Ich beobachte die Sterne, ohne sie richtig wahrzunehmen. Leise kommen mir Gedanken, dass ich diese Fahrt nicht überleben werde. Wie lange hält es ein Mensch ohne besondere Nahrung aus? 3 Tage, 5 oder länger als die 12 Tage, die wir noch vor uns haben? 12 Tage scheinen so unfassbar lang. Ich habe sogar Gedanken, dass mich die Übelkeit nie wieder loslassen wird. Ist es möglich, bleibende Schäden von Übelkeit zu bekommen?


Aber wenn es genau so sein soll, dann soll es so sein, denke ich mir. Wenn ich diese Fahrt nicht überleben sollte, dann ist das irgendwie okay, weil ich dabei war, meinen Traum zu erfüllen und endlich anfing zu leben. Ohne Witz, ich war soweit, zu akzeptieren, in dieser Nacht einzuschlafen und am nächsten Morgen nicht mehr aufzuwachen.


Aber wie so oft hat das Leben einen anderen Plan. Wenn du dich für die Wunder öffnest, werden sie sich dir auch zeigen. 


Als ich am nächsten Morgen aufwache, sitzt Jürg hinter dem Steuer. Er lächelt mich an und schlagartig fühle ich mich ruhiger. "Ich bin also noch da", sage ich. Ich erzähle Jürg vom letzten Abend, den er verpasst hatte. Natürlich antwortet er, dass er es weiß. Nicht von Erzählungen, Jürg weiß es einfach. “Deine anhaltende Seekrankheit rührt von der Enge und dem Druck, den du dir selbst machst. Das schnürt deinen Magen zu. Du brauchst Weite in dir, denn du bist mehr als das kotzende Gefühl in dir. Du darfst die Last von deinen Schultern fallen lassen. Stell den Ballast einfach ab, den du mit dir herumschleppst.


Aber wie findet man diese Weite? Ich weiß nicht, wie ich das machen soll.” sage ich leise. “Das wirst du selbst herausfinden. Denn du weißt es bereits. Die Antwort ist in dir. Du bist nicht umsonst hier. Deine Seele hat sich deinen Körper ausgesucht und möchte genau diese Erfahrung machen. Vergiss nicht, dass du freiwillig diese Fahrt angetreten hast.” 



Den Tag verbringe ich damit, über Jürgs Worte nachzudenken. Generell ziehen an diesem Tag alte Erinnerungen an mir vorbei. Von der Kindheit bis zum Beginn der Reise. Schmerzhafte wie glückliche Erinnerungen. Eigentlich hätten diese Bilder besser zu meinem Gefühlszustand von gestern Abend gepasst. Vielleicht ist das auch der Ballast, von dem Jürg sprach – die Vergangenheit.


Ich lasse jede einzelne Erinnerung zu und danke jeder einzelnen Erfahrung. Denn ohne sie wäre ich jetzt nicht hier. Jede einzelne Erfahrung, die wir im Leben machen, ist wichtig, denn sie formt uns. Negative Erfahrungen bringen uns näher zu dem, was wir wirklich wollen und positive Erfahrungen stärken uns darin. Die Herausforderung besteht jedoch darin, alle Erfahrungen zu akzeptieren. Es ist okay, sämtliche Erfahrungen zu machen, doch was geschehen ist, ist geschehen und sollte keinen negativen Einfluss auf die Gegenwart haben. Wir sind nicht unsere Vergangenheit. Wir können frei entscheiden, wie wir damit umgehen wollen und wie wir leben wollen. Schleppen wir unser Leben lang die eigene Vergangenheit als Ballast mit uns herum, können wir nur schwer ein glückliches, befreites und erfüllendes Leben führen. Jeder macht Fehler, jeder wird einmal verletzt in seinem Leben, doch wir sind mehr als das. Wir können es besser machen. 


Solche und ähnliche Gedanken begleiten mich den Tag über, während ich einfach nur auf Deck liege und in die Ferne schaue. Ich kann nicht mehr als ein paar Kekse essen, aber das ist ok. Auch meine Kopfschmerzen bleiben mein Begleiter, aber auch das ist ok. Nachmittags kommt mir dann plötzlich ein Mantra in den Sinn und ich fange an es vor mich hin zu singen, während ich in den Himmel schaue.

Ra Ma Da Sa Sa Say So Hung

Die einzelnen Silben symbolisieren die Sonne, den Mond, die Erde, die Unendlichkeit, das DU sowie die persönliche Identität und aktiviert die Selbstheilungskräfte.

Ich singe lange es vor mich hin, sogar bis zum Sonnenuntergang. Immer und immer wieder singe ich die Silben. Sie beruhigen mich und geben mir ein Gefühl von innerem Frieden. Beim abendlichen Zähneputzen an Deck legt sich erstmals der Schleier in meinem Kopf. Ich klettere zur Reling und schaue in den Sonnenuntergang. Zum ersten Mal steigt in mir das Gefühl auf, am richtigen Ort zu sein und nirgendwo anders sein zu wollen. 


So vergehen die Tage auf dem Boot. Das Wetter bleibt stabil, es wird von Tag zu Tag wärmer. Die Wellen bleiben, die mehrmals gemeldeten Windflauten bleiben aus. Wir kommen gut voran und jeden 2. Tag heißt es: nackig ans Heck stellen und eimern! Die Atlantikdusche ist manchmal die einzige Abwechslung, die wir haben.  Denn weit und breit sehen wir nur Wasser. Tagelang sehen wir nichts anderes, keine anderen Schiffe, nur hier und da mal einen Vogel oder einige Fliegende Fische. 



Fotos: Die Sonnenuntergänge sind Tag für Tag ein Genuss und berühren zutiefst.



Mir geht es von Tag zu Tag besser. Ich esse bis zum 10. Tag sehr wenig, immer bedacht auf meinen Magen. Sagt mein Magen “nein” zu einem Lebensmittel oder einer Mahlzeit, esse ich es nicht. Auf diese Weise gelingt es mir, immer besser mit der Übelkeit umzugehen. Sie bleibt zwar, aber ich verstehe sie und werde achtsam. Wenn ich unter Deck gehe, versuche ich mir vorzustellen, ich werde ein Gummiball, nur die Muskeln sind angespannt, die ich brauche, um das Gleichgewicht zu halten und nicht umgeworfen zu werden. Alles andere lasse ich entspannt. Verkrampft sich mein Magen, halte ich inne und schaue nach oben. Auch wenn ich unter Deck keinen Himmel sehe, zeige ich so meinem Körper, wo oben ist, bilde ich mir zumindest ein. Ich sage mir, dass die Übelkeit okay ist. Ich verurteile sie nicht länger, sondern nehme sie einfach nur wahr. So kann ich immerhin ein paar Minuten unter Deck bleiben. Zum Kochen reicht es immer noch nicht, aber dieses Ziel habe ich aufgegeben. Ich erwarte nichts mehr und akzeptiere meinen Zustand, wie er ist.


So schaffe ich es immerhin, mich nicht mehr zu übergeben. Ein riesiges Erfolgserlebnis für mich. Das nächste steht ab dem 12. Tag für mich bereit: ich habe Hunger, und wie! Meine Mahlzeiten werden wieder größer. Habe ich an den meisten Tagen nur ein paar Kekse, ein wenig Zwieback und abends 3-5 Löffel von Jürgs köstlichen Mahlzeiten essen können, verlange ich nun teilweise einen Nachschlag. Zu meiner Freude kann ich das Essen wieder genießen.




Meine Tage werden auch etwas aktiver. Manchmal setze ich mich für ein paar Minuten an die Reling und beobachte die Wellen. Dabei übe ich, alles zu entspannen und nur bei einer überraschenden Welle Halt zu suchen. Es ist nicht viel, aber für mich ist das nach fast 2 Wochen Liegen ein beflügelndes Erlebnis. Ein Gefühl, wieder mehr Energie zu bekommen.

Den Anlass dafür hat mir Jürg gegeben.


“Wie möchtest du diese Fahrt in Erinnerung halten? Wie möchtest du später auf diese Fahrt zurückblicken? Stell dir vor, alles, woran du dich erinnern wirst, ist dieses Gefühl der Übelkeit. 18 Tage auf dem Atlantik, die furchtbar waren und in denen du dich nicht wohl gefühlt hast. Oder lieber 18 Tage pures Abenteuer, vielleicht sogar das Größte deines bisherigen Lebens? Mit wunderschönen Sonnenauf- und -untergängen und im Spiel der Wellen - trotz der Seekrankheit?”


Natürlich Letzteres, dachte ich. Ich wusste, dass er Recht hat. Ich habe selbst schon daran gedacht. “Also, dann hast du ja noch 5 Tage Zeit, diese Fahrt zu einem positiven Erlebnis zu machen.” Ich muss schmunzeln. Der Countdown läuft. Die restlichen Tage werden auch lebhafter und positiver. Wir fangen an, regelmäßig Kniffel zu spielen oder die Musik aufzudrehen und lauthals mitzusingen. Ich genieße jeden Sonnenuntergang ganz bewusst und bleibe abends so lange wach, bis sich der Sternenhimmel in seiner ganzen Pracht zeigt.


Nebenbei verarbeite ich immer noch die Erinnerungen, die hier und da aufkommen. Ich durchlebe sie erneut, akzeptiere sie und danke jeder einzelnen dafür, mir etwas beigebracht zu haben. Ich verabschiede mich von ihnen, danke und vergebe meinen Wegbereitern und die schwierigste Aufgabe: ich vergebe mir selbst. Für die Fehler, die ich gemacht habe. Für die Menschen, die ich enttäuscht und verletzt habe, für die Dinge, die ich gesagt aber auch nicht gesagt habe. Und ich vergebe mir selbst dafür, nicht immer gut auf mich selbst aufgepasst zu haben. Ich werfe Ballast ab und schaue nach vorn. 


Ich zähle die Tage. Nur noch 6 Tage, nur noch 5, nur noch 4. Damit steigt auch die Aufregung. Sollen wir es wirklich in wenigen Tagen geschafft haben? Wir sind schon seit 14 Tagen auf dem Atlantik unterwegs. Unfassbar, dass es sich nun dem Ende neigen soll.

 

Wir haben immer noch keine anderen Schiffe gesehen, nur die Vögel und Fliegenden Fische besuchen uns regelmäßig. Und die Temperaturen steigen. Von anfänglichen 26 Grad schwitzen wir mittlerweile bei weit über 30 Grad. Das Wasser hat sich von 25 Grad auf 32 Grad erwärmt. Die Laune steigt bei allen, weil ein Ende in Sicht ist. Wir alle wollen das Festland erreichen. Und doch schwingt ein wenig Wehmut mit. Immerhin sind wir so etwas wie eine kleine Familie geworden und nun werden sich unsere Wege bald wieder trennen.

 

Jürg wird so etwas wie ein Mentor für Ron, Lukas und mich. Er singt uns Mantren vor, bringt uns neue, interessante Sichtweisen auf das Leben und das Sterben bei. Er zeigt Lukas und mir Stellen in unserer Beziehung auf, an denen wir noch arbeiten können. Mir hilft er mit einer geführten Mediation, mein wirkliches Ich zu sehen und macht mir Mut, immer darauf zurückzugreifen, wenn ich das nächste Mal unsicher bin, welchen Weg ich gehen soll. “Wenn du nicht weißt, welchen Weg du gehen sollst, ist es genau der Richtige für dich, den noch nie jemand für dich gegangen ist. Anderenfalls gehst du nur einen Weg, den deine Eltern oder Vorfahren gehen würden – das würde dich nicht glücklich machen.

 

In den letzten Tagen fangen wir noch einen Mahi Mahi, dieses Mal einen größeren als zuvor. Die Angel hatten wir nach dem ersten Fang für einige Zeit nicht mehr ausgeworfen, weil auch das Thema “Töten” aufkam. Wie viele Fische wollen wir für unseren Genuss töten? Zwischendurch hatten wir noch zwei scheinbar große Fische an der Angel, die aber den Köder einfach abbissen bzw. die Leine durch den starken Zug abriss. Ansonsten blieb es bis zum Schluss ruhig.

 

Am letzten Tag erfüllte ich mir noch einen Wunsch: einen Sonnenaufgang sehen. Da die Sonne recht kurz tagsüber am Himmel steht bzw. immer früher unter (17:30 Uhr) und auf (5:30 Uhr) aufgeht, je näher wir zur Karibik kommen, stellen wir uns für den letzten Tag als besonders früh den Wecker. Wir werden mit dem wohl schönsten Sonnenaufgang belohnt. Es scheint, als gäbe sich die Natur noch einmal besonders Mühe, bevor uns der Atlantik aufs Festland entlässt. Ein Meer aus Goldtönen, gepaart mit sanften blauen Farben, aber manchmal sagt ein Bild auch mehr als tausend Worte. 




Und mit dem Sonnenaufgang sehen wir auch das, worauf wir so lange gewartet haben: Festland! Wir sehen Festland! Dieser winzige Fleck am Horizont ist Barbados! Wenige Stunden später, um 10 Uhr des 22.12.2019 fahren wir in den Hafen von Barbados ein. Wir können es kaum glauben. Wir haben es geschafft. Wir haben den Atlantik überquert. Nach 17 Tagen und 22 Stunden ohne Pause auf dem Wasser. Überglücklich jubeln wir uns selbst zu. 



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